Noch beim letzten Album „Love Exchange Failure“ sahen sich WHITE WARD dem Vorwurf ausgesetzt, grundsätzlich unvereinbare Musikstile miteinander zu kombinieren. Melancholischer, urbaner Jazz traf seinerzeit auf heftigen, rasenden und wütenden Post Black Metal. Es gab tatsächlich wohl nicht viele Hörer, die diese beiden musikalischen Fäden für sich miteinander verknüpfen konnten. Rezipiert man beide Genres indes einmal rein emotional und weniger analytisch, so lassen sich doch Gemeinsamkeiten feststellen. Beide Genres stehen mitunter für Entrückung, Kälte, verzweiflung und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass man sich mitunter eine emotionale Basis teilt. Nun war es spannend zu sehen, ob im Hause WHITE WARD ein Umdenken stattgefunden hat, oder aber ob die Fusion dieser beider doch so gegensätzlich scheinender Elemente „besser“ gelungen ist und der Jazz nicht mehr wie ein, ganz böse formuliert, Pausenfüller daherkommt. Um die Pointe vorwegzunehmen: Schon der Opener ‚Leviathan‘ beweist eindrucksvoll obige These, dass sich beide Elemente emotional ergänzen können und symbiotisch funktioneren. WHITE WARD kombinieren derart geschickt kalten urbanen Jazz, ein melancholisches Saxophon mit der verzweifelten Raserei des Black Metal, großen Melodie- und Spannungsbögen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, diese beiden Genres hätten eigentlich nur darauf gewartet endlich vereint zu werden. Als ob das noch nicht genug wäre, mischen WHITE WARD auch noch Singer/songwriter-Elemente mit in ihren Sound. Cleaner, monotoner Gesang, der sich ob seiner emotionalen Kälte perfekt ins Bild fügt. Mehr gefällig? WHITE WARD scheinen tatsächlich so etwas wie musikalische Eklektizisten zu sein, denn ‚Phoenix‘ eröffnet mit einer soundtrackartigen Synthmelodie, die sicher auch auf Alben des New Wave eine gute Figur gemacht hätte. So könnte ich nun jeden Track einzeln besprechen, denn es gibt immer etwas zu entdecken, etwas was überrascht. Man kann nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, welchem Genre WHITE WARD zuzurechnen wären. Das ist aber eigentlich vollkommen gleichgültig. Musikenthusiasten, die sich musikalische Offenheit auf die Fahne geschrieben haben, werden in „False Light“ mit Sicherheit das Album des Jahres entdecken. Bohren&Der Club of Gore meets John Coltrane meets Emperor. Großartig.
(Debemur Morti Productions)